Donnerstag, 28. Januar 2016

Deutsche Lebensqualität


Neulich im Kursraum von "Deutsch als Fremdsprache".


An der Wand ein Cluster zum Thema 'Leben im Ruhrgebiet':

- Förderturm, Bergwerk, malochen
- Kühe, mit dem Fahrrad am Rhein-Herne-Kanal fahren
- Autobahn, Frachtschiff, Straßenbahn
- Kiosk/ Bude
- auf Schalke gehen, Schrebergarten, Segelschiff, Einkaufszentrum Oberhausen
- Tauben züchten (Untertitel: "Das Rennpferd des kleinen Mannes")
- Kraftwerk, Duisburg Beeckerwerth
- Curry-Wurst, Rockkonzert, Kultur in einer Anlage


Daneben eine Auflistung von Klischees über (deutsche) Männer und Frauen:

Männer:

- hat Muskeln
- macht viel Sport
- sieht gern (Fußballspiele) fern
- isst viel und schnell
- trinkt viel Bier
- arbeitet fleißig
- macht Karriere
- liebt Autos
- duscht schnell
- machte beim Spielen komische Geräusche, als er Kind war
- will ein Held werden

Frauen:

- kochen gerne
- mehr sprechen als Männer
- lange einkaufen
- bunte Kleidung tragen
- Diät immer machen
- ins Café gehen
- Fingernägel sich lackieren
- lange Haare haben
- Make-Up machen
- Süßigkeiten essen
- ein Kind erziehen
- Klavier spielen können



Sonntag, 24. Januar 2016

Du bist nicht so wichtig, wie du glaubst.


Jeder nimmt sich selbst bierernst. Nicht viele gestehen es sich zu, gelegentlich Abstand von sich selbst und seinen Befindlichkeiten zu nehmen. Befindlichkeiten überhaupt sind die Wegweiser. Grundlage jedes Disputs, jeder egoistischen und verletzenden Aktion, jedes gekränkten Stolzes. Eine zeitweise Distanzierung von der Ideologie seines Egos wird als Schwäche, Unterordnung gewertet. Bloß nicht abweichen, nachgeben, Meinungen revidieren. Über uns selbst lachen? Sind wir dafür nicht alle zu verbohrt? Ich soll Rücksicht auf die Befindlichkeiten der anderen kleinen Sonnenkönige nehmen. Darf kein Wort tiefgehender Kritik oder des Unverständnisses fallen lassen, es sei denn, ich habe das Bedürfnis, einen verbitterten Glaubenskrieg zu führen, der jede Seite in ihrer Position bestärkt.

Meinungen sind Schall und Rauch. Doch derweil (oder: seit jeher?) das wichtigste Kriterium, um herauszufinden, ob ein Mensch Freund oder Feind ist. Nicht jede Meinung hat was mit Wertvorstellungen und Idealen zu tun, sonst könnte man sich diesen Umstand ja noch erklären (wer gegen Menschenrechte ist, ist halt einfach ein Feind). Stattdessen lassen wir oft genug banale Fragen des Geschmacks unsere Beziehung zu anderen Menschen bestimmen. Geschmacksfetischismus. In Stein gegossene Paradigmen der eigenen Vorlieben, die wir mit Klauen und Zähnen verteidigen, als ginge es um was. Dabei geht es nur selten um was. Den Großteil der Zeit sind wir einfach nur anmaßend. Weisen dem Ich und seinen Absonderungen in die Außenwelt eine übergroße Bedeutung zu.

Eines Tages flippe ich vielleicht im Bus aus und brülle die anderen Passagiere an; dass sie unwichtig sind und irrelevant im Weltenlauf, einer Selbsttäuschung aufgesessen, um die Sinnlosigkeit ihres Daseins verkraften zu können etc. etc. Dann würde ich mich selbstzufrieden in den Sitz fallen lassen und mich selbst so unheimlich besonders fühlen, weil ich ja alles durchschaut habe. Der kleine Sonnenkönig in mir freut sich prächtig über diese Streicheleinheit, schon jetzt, bevor ich überhaupt den Plan umsetzen konnte.

Dienstag, 19. Januar 2016

11 Dinge , die "Schulz & Böhmermann" zum neuen Stern am Fernsehhimmel machen.

by Musikexpress.de

#1Vorspann und Titelmusik sind sehr gut.

#2 Sybille Berg stellt die Gäste auf ihre typische ironisch-furztrockene Art vor und kann sich natürlich den ein oder anderen kritischen Kommentar nicht verkneifen.

#3 Jan Böhmermann. Bester Satiriker Deutschlands. 

#4 Olli Schulz, bekannt aus „Circus Halli Galli“, (hauptberuflich Liedermacher) co moderiert die Sendung. Und macht mit seinem lustigen, direkten und grundguten Wesen mehr her, als so mancher Gast.

#5 Die Gäste sind sehr unterschiedlich und werden bizarr kombiniert. Hoher Konflikt- und Unterhaltungswert (die alte Technik, kennt man schon aus Frauentausch).

#6 Es gibt keine feste Interviewordnung wie in anderen Talkformaten, sondern es findet ein Gespräch zwischen allen statt. Ein chaotisches Gespräch.

#7 Es wird sehr wenig geschnitten. Pannen und unangenehme Spannungen in der Runde muss der Zuschauer aushalten.

#8 Es darf über (fast) alles geredet werden.

#9 Die Gäste werden, wenn es sein muss, hart angepackt. Es gibt kein Wischi-Waschi-Konsens-Geplänkel.

#10 Jan und Olli denken sich alberne Gimmicks aus, die den beiden und manchmal auch den Gästen Spaß machen. 

#11 Nach Abgang der Gäste wird gezeigt, wie die Moderatoren das gerade Geschehene und Gesagte selbstkritisch kommentieren. 



Schulz & Böhmermann, Sonntags 22.45 Uhr auf ZDFneo oder vorab um 20.15 in der Mediathek.

Samstag, 16. Januar 2016

Stille Revolution wird 1 Jahr alt



Ich kann es selbst gar nicht glauben, wo die Zeit geblieben ist. Stille Revolution feiert seinen ersten Geburtstag. Wie krass. Als Pasota und ich uns entschlossen mit dem Bloggen anzufangen, waren wir fest davon überzeugt, dass dieses Ding hier nur ein paar Monate überleben wird. Selbst jetzt fragen wir uns immer wieder, wie lange wir noch am Ball bleiben werden. Nicht selten mangelt es uns durch Arbeits- und Unistress an Zeit. Mode- oder Lifestyleposts sind schnell herunter geschrieben und mit ein paar Bildern bespickt. Aber unsere Themen brauchen Zeit. Die Ideen müssen reifen und Erkenntnisse sich erst entwickeln. Dafür braucht es Muße und Inspiration, manchmal auch Recherche.

Trotzdem macht uns das Bloggen Spaß. Ebenso freuen wir uns über unsere kleine Leserschaft, die uns in diesem Jahr die Treue gehalten hat. Wir haben nie damit gerechnet riesige Klickzahlen abzugreifen, auch wenn durchaus einige Posts buchstäblich durch die Decke gegangen sind, was uns natürlich motiviert hat. Euer Feedback ist uns wichtig und jeder Kommentar ist willkommen. 
 

Die Schwerpunkte werden sich in diesem Jahr etwas verändern. Während gerade ich (preussischer Widerstand) 2015 viel über meine Arbeitslosigkeit als Akademikerin geschrieben habe, werde ich mich nun verstärkt anderen Themen widmen. Die Inhalte Arbeit und Arbeitsbedingungen bleiben aber nach wie vor für mich von Interesse und werden daher auch nicht völlig gestrichen. Auf jeden Fall möchte ich mich stärker mit meiner aktuellen Arbeit auseinandersetzen und darüber berichten, soweit ich das natürlich vereinbaren kann, ohne allzu viel über meinen Arbeitgeber preiszugeben.

Pasota möchte sich in Zukunft mehr einem ihrer Herzensthemen, nämlich Psychologie und psychischen Erkrankungen widmen. Dazu wird es dann den einen oder anderen Post geben.

Wie bereits im letzten Jahr soll in diesem Blog auch 2016 wieder ein breites Spektrum an Themen Platz finden. Besonders Rezensionen und kritische Kommentare zu kulturellen Veranstaltungen, Musik, Kunst, Mode, Jugend, Digitales und Büchern möchten wir gerne noch weiter ausbauen.

Wir sind gespannt, ob wir noch ein weiteres Jahr „durchhalten“ und freuen uns, wenn ihr wieder dabei seid. Empfehlt uns gerne weiter, wenn euch gefällt, was ihr hier lest. Auch konstruktive Diskussionen sind nach wie vor willkommen.

Montag, 11. Januar 2016

Geschlechterkampf



Ja, es gibt Dinge, die ich nicht kann. Wirklich. Mathe wäre so ein Beispiel. Es gab Phasen in meinem Leben, wo ich ernsthaft dachte, ich leide unter Dyskalkulie, also dem Gegenstück zur Legasthenie. Schon in der Grundschule tat ich mich schwer mit Zahlen. Ich zählte viel mit der Hand ab, was ja angeblich gar nicht gut sein soll und habe die Äpfel und Birnen lieber gezeichnet, als sie zu zählen. 

Woran das nun liegt? Manche Zungen behaupten ja gerne, dass es an meinem Geschlecht liegt. Auch wenn ich das hundertprozentige Gegenteil nicht beweisen kann, kam es mir trotzdem nie so vor, dass meine mangelnden mathematischen Talente auf meine Eierstöcke zurück zu führen sind. Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen mein Frausein dafür verantwortlich zu machen. Dafür kenne ich einfach zu viele Frauen, die wirklich gut in Mathe sind und es sogar studiert haben. Ich bin eben als Mensch nicht so stark mit dieser Gabe gesegnet. Fertig. Das ist zwar manchmal blöd, aber eigentlich auch ok.

Soweit, so idealistisch. Nur leider lebe ich in einer Welt, wo mir als Frau gewisse Fertigkeiten entweder zu oder abgesprochen werden. Besonders jetzt, wo ich wieder arbeite, fällt mir dies deutlich auf. Während ich in meinem fein ausgewählten Freundeskreis und in meiner Partnerschaft eher wenig bis gar nicht mit solchen Stereotypen zu tun habe, werde ich auf der Arbeit plötzlich mit allem konfrontiert, was die Geschlechterklischeekiste so hergibt. Und dies betrifft nicht nur Frauen, sondern auch Männer.

Plötzlich werde ich beim Aufbau des neuen Druckers mit den Worten zur Seite geschoben: „Lass das mal die Männer machen.“ Als ich nicht gleich das richtige Steckloch für das Druckerkabel finde, wird großzügig Hilfe angeboten, mit dem irgendwie wohl scherzhaft gemeinten Hinweis „Frauen und Technik“. 

Aber auch die Männer kommen nicht besser weg. Da werden lustige Anekdoten von Ehemännern erzählt, die unfähig sind Backformen im Supermarkt zu kaufen oder nicht mal das Wasser für die Nudeln heiß bekommen. Dies liegt natürlich an ihrem Geschlecht. Logisch, oder?

Sind wir plötzlich alle zu kleinen Geschlechterbiologen geworden oder worauf gründen sich diese Annahmen? Hat jeder von uns aufwendige und jahrelange Feldstudien betrieben? Natürlich nicht. Dieses „Wissen“ – ja, ich setze das mal bewusst in Anführungszeichen – der meisten Menschen beruht auf einer kruden Mischung aus halbgaren Bildzeitungsartikeln, pseudowissenschaftlichen Expertenmeinungen und den mündlich weitergegebenen Meinungen von Tante Trude und Opa Heinrich. Das nervt und engt den eigenen Horizont ein.

Aber sich darauf zu berufen ist natürlich oft wesentlich einfacher, als das Gegenüber erst Mal möglichst vorurteilsfrei mit all seinen Stärken und Schwächen und all seinen Vorlieben und Abneigungen anzuschauen. Stattdessen pressen wir den anderen in Schubladen und machen uns über ihn lustig, wenn er aus dieser Rolle fällt. Ich habe es in diesem Blog schon öfter erwähnt, aber ich fände es schön, zuerst den Menschen zu sehen und dann sein Geschlecht.

Sonntag, 3. Januar 2016

Frohes neues Jahr du fette Sau!




Spätestens als Detlef D Soest und Ursula Karven mir durch die Blume und in Dauerschleife ständig erzählen, dass ich zu fett bin, weiß ich, dass wir 2016 haben. Denn mit Jahresbeginn sind sie wieder da: Die guten Vorsätze. Und der Vorsatz Numero Uno in unserer Gesellschaft ist natürlich abnehmen. Mehr Bücher lesen, sich sozial stärker engagieren, mehr für seine Kinder da sein, dies sind doch Vorsätze, die keiner wirklich hören will.

Bis zum Erbrechen wird jetzt Werbung für Fitnessstudios und Online Fitnesskurse gemacht. Ich kann keine Aldibeilage mehr durchblättern, ohne über hautenge Hightech-Sportklamotten zu stolpern. Aber irgendwie muss man die Zeit zwischen Weihnachten und dem Valentinstag ja füllen. Konsumieren Leute! Und wie ginge dies besser, als sich immer wieder selbst zu sagen, dass man fett und hässlich ist. 

Die ausgemergelte Ursula Karven, die sich selbst als Yogabotschafterin bezeichnet, verspricht mir in ihrer Werbung, dass ich in 10 Wochen die ultimative Erleuchtung und den mega Body erlangen werde. Daniel Aminati toppt es sogar noch und versucht mir den Beachbody in 8 Wochen schmackhaft zu machen. Mit dem selten dämlichen Slogan: „Mach dich krass“ schaut mich der schwer muskelbepackte Moderator in weich gezeichneter Schwarz-Weiß-Optik pseudosensibel an und erzählt mir tatsächlich, dass es wichtigeres gibt, als gut auszusehen, um im nächsten Atemzug den klaren Imperativ rauszuhauen, dass die Bikinifigur im Frühling gemacht wird. Nee, is klar, wie Atze Schröder da sagen würde.
Als der solariumsgebräunte Aminati mir am Ende seines Videos noch mit süffisantem Lächeln verspricht, dass er mich „strandtauglich“ machen wird, raste ich endgültig aus. Was soll das überhaupt sein? Strandtauglich!? Gibt es am Strand eine Bodymassindexpolizei, die jeden festnehmen lässt, der keine Größe 36 bei 1,78 hat? Manchmal kotzt es mich an, wie oberflächlich unsere Gesellschaft ist. 

Plötzlich schaue ich an mir runter. Ein kleiner Zweifel beim Anblick meines Bäuchleins schleicht sich in meinen Kopf. Beginnt die Gehirnwäsche jetzt doch zu wirken? Warum ist die Frau auf dem Bild da oben eigentlich so dünn und die noch viel wichtigere Frage: Warum habe ich so oft das Gefühl genauso aussehen zu müssen? Die letzten Monate in der Arbeitslosigkeit habe ich mir schon einen kleinen Frustbauch angefuttert. Aber halt! Stopp! Warum muss ich eigentlich strandtauglich sein? Und was ist, wenn ich in die Berge fahre oder einen Städteurlaub mache? Ach ja, der dumme deutsche Durchschnittsbürger fiebert ja seinem Durchschnitts-Malle-Urlaub entgegen. Und da geht es selbstverständlich nur um Optik. Warum? Darum! Weil man sich dann ja so fit und gesund fühlt und alle Leute einen lieben und beneiden. Blabla.

In meinen Teenagerjahren in den neunziger Jahren, man mag es glauben oder nicht, habe ich mir solche Fragen nicht gestellt. Es gab zwar auch Kosmetikwerbung und Zeitschriften mit dünnen Frauen, aber es war nicht diese Masse, mit der man heute konfrontiert wird. Ich fand mich normal und war ganz zufrieden mit meinem Körper. Doch seit Fitness nicht nur Gesundheit, sondern auch Selbstdisziplin und Erfolg bedeutet, was ja bekanntlich die erstrebenswerten Werte unserer Leistungsgesellschaft sind, geriet mein Körperbild nach der Jahrtausendwende immer öfter ins Wanken. Ich kann nur sagen, dass es gut ist, dass ich mich erinnern kann, dass dies mal anders gewesen ist. Ich möchte nicht wissen, wie sich die ganzen heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen heutzutage fühlen, die ihre ganze Daseinsberechtigung in einem trainierten Körper sehen.
 
Mein Vorsatz für das neue Jahr? Mein Leben weiterleben und dies zu meinen Bedingungen. Wenn ich Bock auf Bewegung habe, gut, wenn nicht, dann ist das auch ok. Außerdem will ich wieder viele Bücher lesen, neue Menschen kennenlernen, mich inspirieren lassen und  einfach schauen, was ich in meinem Leben noch so lernen kann.