Donnerstag, 21. Mai 2015

Lieber Arbeitgeber...

ist es zu viel verlangt, mir eine Absage in ganzen Sätzen zu schicken? Dieser Telegrammstil kam der Entsprechung einer Maschinengewehrsalve gleich. Nun erwarte ich ja keine näheren Erklärungen und auch kein Bedauern deinerseits, mich nicht beschäftigen zu können. Was ich allerdings schon erwarte, ist die Beherrschung der schriftlichen Korrespondenz im beruflichen Kontext. Da du dich offensichtlich in der Verlegenheit befindest, nicht den blassesten Schimmer davon zu haben, empfehle ich die Anschaffung des Dudens

Briefe und E-Mails gut und richtig schreiben: Musterbriefe und Korrekturzeichen nach DIN; Hinweise für das Maschinenschreiben.

Zu einer professionellen Absage gehört beispielsweise die persönliche Anrede. Ja, auch Bewerber haben einen Namen und den darf man ruhig verwenden. Und nein, das ist nicht Whatsapp. Auch mag es sein, dass die Hektik des modernen Arbeitslebens ihren Tribut fordert und es dir deshalb nicht gelungen ist, die Leertaste zwischen den einzelnen Worten zu drücken. Möglicherweise hat die Taste auch geklemmt, weil du deinen fünften Kaffee darüber geschüttet hast. Trotzdem würde ich es nett finden, wenn du dir in Zukunft dafür die Zeit nehmen oder wahlweise eine neue Tastatur kaufen würdest. Oder schickst du solche E-mails und Briefe auch an deine Kunden raus?

Ebenso ist noch niemandem einen Zacken aus der Krone gebrochen, der der Verwendung von Interpunktion einen gewissen Stellenwert einräumt. Außerdem möchte ich mal den Typen treffen, der ernsthaft verbreitet hat, dass die Abkürzung MfG eine angemessene Grußformel ist. Da kann ich auch gleich: Leck mich am Arsch schreiben. Aber dies wäre vermutlich zu lang.

Meine Bewerbungen mögen nicht immer perfekt sein. Manchmal schleicht sich auch der eine oder andere Fehler ein. Trotzdem gebe ich mir Mühe. Aber das ist ja schließlich selbstverständlich, wirst du dir gerade denken. Nur dir scheint einiges nicht selbstverständlich zu sein. Leider bist du nicht der einzige, der mir solche Mails schickt.


Vielen Dank für dieBewerbung
Arbeitsplatz fürBürohilfskraft ist vergeben.
Mfg [der Arbeitgeber]

16 Kommentare:

  1. Hat der bestimmt mal eben schnell während der Sitzung auf dem Lokus von seinem Iphone aus getippt.

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    1. :) So sieht das tatsächlich aus und ich hatte auch schon Absageemails in dem Stil wo drunter stand "sent from Mobile", also vielleicht hat sie tatsächlich so eine bekommen. Tolle Arbeitswelt, wenn man noch nicht mal in Ruhe aufs Klo kann... Ach nee, habe ich vergessen: Andere Leute nehmen das Ding ja freiwillig mit. (Ich nicht, meins kann kein Internet.) Da kann man dem Chef auch gleich beweisen wie unsagbar unentbehrlich man ist weil man sich so toll mit dem Unternehmen identifiziert, dass es sogar beim Austritt dabei sein darf...

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    2. Habe auch kein Handy mit Internetfunktion. :) Da lese ich lieber alte Zeitschriften, als dass ich mich um meine furchtbar wichtigen Mails kümmere.

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  2. Wenn Du studiert hast, solltest Du Dich auf Stelleninserate für Bürohilfskräfte nicht bewerben. Meines Wissens nach, wird Dich kein Mensch einstellen. Es sei denn, Du hast eine Ausbildung in diesem Bereich gemacht. Dann könnte es möglich sein. Ich schreib Dir das nur, weil es nur frustrierend ist, wenn man andauernd Absagen in Bekloppten-Sprache bekommt. Der Aufwand lohnt sich nicht. Und wenn Du das für das Arbeitsamt machen musst, tue so, als ob Du eine geschrieben hättest. Als ich noch beim Arbeitsamt gemeldet war, habe ich diese Nachweisliste immer mit ausgedachten Bewerbungen ausgefüllt. Die haben das eh nie kontrolliert. Konzentrier Dich lieber auf die Sachen, die Du gerne machst und worin Du gut bist und versuche so auf diese Art einen Beruf für Dich zu finden. Ich will Dich hiermit nicht belehren oder klugscheißen, aber das einzige was ich weiß ist, dass dieser Bewerbungskramm nichts bringt, wenn man nicht genau weiß, wieso man sich überhaupt bewirbt. Außerdem ist es doch genauso frustrierend, wenn man dann durch viel Glück doch noch eine Stelle ergattert, wo man eigentlich eh nicht arbeiten will und völlig überqualifiziert für diese Stelle ist.

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    1. @MT Nee, ich fühle mich nicht belehrt. Du hast ja völlig recht. Doch nach fast 2 Jahren Arbeitslosigkeit und mehreren Vorstellungsgesprächen, kommt man automatisch an den Punkt, wo man langsam beginnt, seine Ansprüche herunter zu schrauben. Da mir kein Arbeitgeber die Chance geben will endlich Berufserfahrung in meinem Bereich zu sammeln, weil ich - Überraschung - keine Berufserfahrung vorweisen kann, sehe ich mich zunehmend gezwungen, mich auch in dieser Richtung umzusehen. Das interessante ist, dass ich in diesen Bereichen ab und an auch ein Gespräch ergattern kann. Leider zweifeln diese Arbeitgeber dann trotzdem an meiner Motivation und denken sich, die ist bestimmt bald wieder weg, wenn sie einen besseren Job gefunden hat. Es gibt da leider keinen geraden Weg (mehr).

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    2. @preussischer Widerstand Ja, das kann ich gut nachvollziehen, dass Du Dich auch wo anders umguckst. Ich habe das auch so gemacht, aber irgendwann festgestellt, dass das so keinen wirklichen Sinn macht. Lass Dich auf jeden Fall nicht unterkriegen. Durch diese miese Zeit musste ich auch durch.

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    3. @MT Danke für deine Worte. Ich bemühe mich auch, mich nicht unterkriegen zu lassen. Aber manchmal fühle ich mich diesem ganzen kapitalistischen System, bzw. dem System der Arbeit echt ohnmächtig gegenüber. Eigentlich möchte ich bloß einen einigermaßen fairen Deal, mit dem ich mein Auskommen verdienen kann. Stattdessen muss ich die ganze Zeit an mir herumoptimieren und mir sagen lassen, was ich angeblich alles falsch mache. Dazu kommt noch diese ständige Suggestion durch die Außenwelt, sprich Jobcenter, Bekannte, Fremde, Medien, die mir sagen, wenn ich nur fest genug darüber nachdenke, was ich wirklich will, wird sich dies auch verwirklichlichen lassen. Und wenn es nicht klappt, hab ich nur nicht fest genug darüber nachgedacht. Auf jeden Fall bin ich dann selber schuld. Blöd nur, wenn einem die realen Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen und ich letztlich nicht mal was unter meiner Qualifikation bekommen kann. Ich bin überzeugt, dass dies nicht nur mir so geht, sondern sehr!, sehr vielen Menschen in unserem Land.

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    4. @preussischer Widerstand, dann geht's Dir so wie mir ;-). Man denkt immer, man hat keine Chance in diesem System und kann eigentlich eh gleich einpacken. Dieses Herumoptimieren ist auch das Allerletzte, auf jeden Fall ist man immer selber Schuld, wenn man es nicht packt. Das wollen die einem immer einreden. Ich finde, man muss für sich irgendwann eine Grenze ziehen und sich selber sagen: Bis hier und nicht weiter. Sonst geht man irgendwann unter.
      In meinen Augen ist das meiste, was die Menschen machen, einfach nur grotesk. Dazu gehört auf jeden Fall auch die tolle Arbeitswelt. Ich kann das einfach nicht ernst nehmen. Mir ist inzwischen auch ziemlich egal, was andere von mir halten, weil ich kann nicht auf jeden Quatsch eingehen und sich über alles Gedanken machen. Ich kann nur versuchen mein Leben nach meinen Prinzipien zu leben, die ich selber für sinnvoll halte und somit ein Zusammenleben mit anderen Menschen ermöglichen und schöner machen. Ich glaube, dass dieses andauerndes sich um die eigene Karriere drehen und gucken, wo man noch was abstauben kann, einfach nicht gut für einen ist. Ich habe eine Freundin, die jetzt in der Klapse sitzt, weil sie nach dem Studium einfach mit dem Arbeitsleben und den Anforderungen nicht klar kam. Sie hat jetzt auch einsehen müssen, dass es so nicht weiter geht und hat für sich entschieden, dass so ein Leben für sie nicht lebenswert erscheint. Trotzdem geht es für sie auch irgendwie weiter, nur nicht so wie sie es anfangs geplant hat.
      Wie heißt es so schön bei "Shakespeare in Love": "Also, was tun wir jetzt?" - "Nichts, es wird schon alles gut werden." - "Wie das?" - "Ich weiß es nicht... es ist ein Wunder..." ;-))

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    5. @MT In meinem Umkreis beobachte ich, dass es oft gar nicht mehr um irgendeine Karriere geht, sondern um ein vernünftiges Auskommen, welches zu erwirtschaften einen nicht völlig an die eigenen Grenzen bringt. Burn-out ist ja schon lange keine Manager-Krankheit mehr. Wissen wir ja alle.
      Und du hast vollkommen recht. Ohne die nötige Portion Distanz und Ironie kann man die Arbeitswelt wirklich nicht ertragen. Leider bin ich noch nicht ganz an diesem Punkt und nehme die Dinge noch viel zu ernst. Ich mache mir schon oft noch große Sorgen um die Zukunft, obwohl ich die letzten Jahre zunehmend auch immer stärker die Erfahrung mache, dass es irgendwie stets weiter geht. Bei mir ist es eher noch ein Auf und Ab. ;))

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  3. Vielleicht sollten wir auch anfangen den Firmen Absagen zu schreiben? ;-) Den Text habe ich schon vor gut zehn Jahren geschrieben, ist aber (leider) immer noch hochaktuell:

    Bewerbung um einen Ausbeutungsplatz

    Sehr geehrter Herr Kapitalist,

    hiermit möchte ich mich bei Ihnen um einen Ausbeutungsplatz ab sofort, und bei jeder Tageszeit, bewerben. Da ich jahrelange Erfahrungen in den niederen Arbeiten, wie putzen, schrubben, fegen, streichen, Müll wegräumen, im Dreck suhlen etc. gesammelt habe und mir die Arbeit sehr viel Spaß gemacht hat, habe ich beschlossen mich nun von Ihnen ausbeuten zu lassen. Ich brauche keine Pausen, keine Nahrung und auch keine positive Bestätigungen für meine ausgeführten Arbeiten.

    Besonderen Wert lege ich darauf, daß Ihr Chef, ohne ersichtlichen Grund, mich gelegentlich anbrüllt, anschreit und erniedrigt. Befehle führe ich besonders gerne aus. Nehmen Sie auch bitte keine Rücksicht auf mich, die Ihre Arbeit behindern könnte, denn Respekt ist was für Faule.

    Ich bin sehr daran interessiert nur mit Kollegen zu arbeiten, die Ihren Frust an mir ablassen, hinter meinem Rücken über mich lästern und mir ein sehr reizendes, aber bitte mechanisches Lächeln entgegenbringen. Wenn der Lohn nicht unter zwei Euro die Stunde beträgt muß ich leider darauf bestehen, nur ehrenamtlich bei Ihnen zu arbeiten.

    Ich würde mich sehr freuen, zum schnellstmöglichen Termin mich von Ihnen ausbeuten zu lassen.

    Mit arschkriecherischen Grüßen

    Das Arbeitstier

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    1. @epikur Danke für deinen Text. Ich habe mich köstlich amüsiert. :)

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  4. Es ist immer wieder *tröstlich*, dass man nicht als einzige so Absagen bekommt.

    Auch schon gehabt:

    - Bewerbungsmappe ohne irgendeine Form von Anschreiben zurück.

    - auf eine explizit ausgeschriebene (!!!!) Stelle: Vielen Dank für Ihre Intiativbewerbung, wir haben leider keine Stelle zu vergeben. (Der Schreibfehler im Wort Initiativbewerbung stand so im Original.)

    oder ganz einfach: Es ist nichts mehr frei!. (Mit aggressivem "!".)

    Ich habe übrigens auch, sogar relativ schnell, damals nach dem Abschluss angefangen Bewerbungen als Büroirgendwas, Datenerfasser et cetera zu schreiben (strengenommen ist das alles in meinem Abschluss mit drin,), aus Verzweiflung auch Zeitfirmen. Das einzige, das mir auf so eine Bewerbung mal angeboten wurde (nicht mt mir!) war Goldeinkäufer im Konsumtempel. Auf eine ausgeschriebene Stelle für Büromenschen mit Ökonomiekenntnissen (sollte ich als Ökonomin ja haben, denkt man...)! Denen habe ich aber auch gleich gesagt, sie sind bei mir falsch.

    Dann kam noch die Zeit wo das Amt versuchte mich in den niedrigentlohnten Sozialbereich zu drängen. Habe ich auch kurzzeitig mitgespielt, dann aber auf den Tisch gepackt, warum mit mir nicht. Seitdem bin ich offiziell als quasi-pflegende Angehörige (wir haben jemanden mit psychischem Handicap in der Familie) gelistet, die immer mal wieder ran muss, wenn was schief läuft und deshalb dem Markt (ha ha) gar nicht verfügbar sein kann. Ist zwar auch nicht ideal, aber ich werde weitestgehend in Ruhe gelassen, weil ich das Glück einer verständigen und verständnisvollen Beraterin hatte, die ohne meine entsprechende Äußerung der Meinung war, so viel Energie wie die Betreuung dieser einen Person kostet (bin ich nun mal per Gesetz als naher Angehöriger zu genötigt), komme ich doch zu sonst nichts.

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    1. @Ina Das ist echt schon starker Tobak, was du da an unverschämten Absagen bekommen hast. Es macht deutlich, wie dieser (Arbeits-)markt funktioniert. Wir Bewerber müssen uns bemühen und die Arbeitgeber nicht. Angebot und Nachfrage. Punkt. Dies wird schon den Kindern in der Schule eingebläut. Es wird zwar oft so getan, als müssten sich die Unternehmen dem Bewerber ebenfalls gegenüber in einem sehr positiven Licht dastellen, aber dies gilt wohl eher nicht für den normalen Angestellten/ Arbeiter.

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    2. Noch was "Schönes", das mir gerade einfällt. (Ich sehe übrigens gerade, dass mein Kommentar oben einige Tippfehler hat, ich kann mich nicht rausreden, ich habe einfach nicht hingeschaut.)

      - Keine weitere Bezugnahme auf mein Schreiben, nur Wir sind kein Integrationsbetrieb. Ich muss aufgrund der "Schwere" angeben warum ich nicht mehr im Erstberuf arbeiten kann und obige Floskel kam gern von einer bestimmten Sparte in meiner eigentlichen Branche.


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  5. promenadenmischung8. August 2015 um 17:28

    Dank f. Bewerb.
    Arbeitspl. Bürohilfskr. vergeben.

    Arb.-Geb.


    So wäre es noch konsequenter gewesen – selbst dafür
    war der Sitzdoppelmuskel anscheinend zu blöd.
    Was sich heute Arb.-Geb. schimpfen darf – wäre früher kaum
    als Prod.-Helf. eingestellt worden, falls es nicht gleich
    längerfristig gesiebte Luft hätte atmen dürfen …

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