Donnerstag, 28. Mai 2015

Traumjob gesucht - Geschichten aus dem Jobcenter III



„Was ist ihr Traumjob, wenn sie wählen könnten, Frau preussischer Widerstand?“ Pistole auf die Brust. Los, sagen sie, was sie glücklich macht, sonst schießen wir oder kürzen ihnen das Geld, weil sie nicht mit uns kooperieren. „Ich habe keinen Traumjob. Nie gehabt.“ Verwirrung. Ungläubiger Blick. Wie, keinen Traumjob? Was stimmt mit ihnen nicht? Sie können uns nicht sagen, in welcher Firma sie arbeiten wollen, ob lieber in einem Großraumbüro mit greller Beleuchtung oder in einem stylischen Loft, mit zwei Kollegen, die jeden Tag frische Blumen mitbringen? Welche Branche? Vielleicht ein paar Zahlen zum Arbeitsmarkt in ihrem Bereich? Äh, nö?!
Schnell werden ein Stärken- und Schwächenanalyse-Bogen und noch ein Persönlichkeitstest ausgeteilt. Hastige Recherchen, Grübeleien, angeknabberte Kugelschreiber. Mittlerweile könnte ich Regale mit diesen Tests füllen. Die Papierflut und die damit verbundene Hoffnung reißt nicht ab, gewürzt mit einem optimistischen Lächeln. „Wir biegen sie schon wieder gerade.“ Doch letzten Endes verläuft alles im Sande. Wie immer. Ich bin hart zu knacken. Vielleicht sogar ein hoffnungsloser Fall. Mitleidige Blicke. Also jetzt müssen sie sich aber langsam zusammen reißen und es endlich sagen. Oder, was?!
Nicht zu wissen, was 'man' werden will, erzeugt Argwohn, Unverständnis und Verwirrung. Ich höre ein Flüstern. „Die bemüht sich bestimmt nicht genug.“ „Auf jeden Fall stimmt da was nicht.“ „Was sollen wir jetzt mit ihr machen?“
Mit 16 ist es noch ok, nicht zu wissen wo es einen beruflich hin gehen soll. Mit 20 wird es langsam eng. Und mit über 30 erntet man Kopfschütteln. PEINLICH.
Aber weshalb ist es den anderen überhaupt so wichtig? Geht es sie überhaupt etwas an? Es ist ja geradezu mit Scham behaftet nicht sagen zu können, wer man beruflich ist. Schließlich ist das eine ernste Angelegenheit. Das ist kein Spiel! Ja, aber warum eigentlich nicht? Wieso darf ich nicht Dinge ausprobieren, in sie hinein wachsen, spielerisch an sie heran gehen, wie es meiner menschlichen Natur ja eigen wäre? Weil es der Wirtschaft nicht dient.

Aber hey, wie sagte Baz Luhrmann schon:

Don’t feel guilty
If you don’t know what to do
With your life
The most interesting people
I know didn’t know at 22
What they wanted to do with
Their lives
Some of the most interesting
40-year-olds I know
Still don’t


Montag, 25. Mai 2015

Beziehungsbullshit


Beziehungen lösen keine Probleme, wirklich 0,0 Probleme. Wer einsam ist, ist in den meisten Fällen einsam, weil er sich selbst keine gute Gesellschaft ist und nicht, weil er keine gute Gesellschaft (keinen guten Partner) hat. Wer sich selbst nicht Liebe und Zuwendung entgegen bringen kann, wird auch nicht aufrichtig Liebe empfangen und geben können. Wer sein Leben als sinnlos empfindet, wird durch eine Beziehung nicht auf einmal das Ei des Columbus und das Geheimnis des Lebens entdecken. Wer Depressionen hat, wird von diesen nicht dadurch geheilt, dass man jemanden hat.



Wie so viele andere auch war und bin ich der „Erlösungslüge“ aufgesessen, die Christiane Rösinger in ihrem Buch „Liebe wird oft überbewertet“ als eine der stärksten Mythen in Bezug auf Beziehungen beschreibt: nämlich der Glaube daran, dass Beziehungen einen blitzfix von sämtlichen Krisen und existenziellen Fragestellungen befreien und alle anderen persönlichen Bedürfnisse des Menschen quasi in Luft auflösen.



Diese Überzeugung, dass man ja nur DEN oder DIE Richtige/n finden (und halten) muss, um endlich glücklich zu werden, erleichtert und erschwert das Leben gleichzeitig, und zwar enorm, in beide Richtungen. Erst einmal ist es ungemein erleichternd, wenn man sich das ganze Grübeln, Hadern und kritische Hinterfragen ersparen kann, da man die Endlösung für Alles schon parat hat: das Auffinden und Anbandeln mit dem „perfekten“ Beziehungspartner, der jetzt aber mal flugs für Ordnung und Zufriedenheit sorgt. Jedoch muss man auch diesen vermeintlichen „Erlöser“ auf Leben und Tod in der Beziehung halten, was Druck, Angst, Abhängigkeit, Eifersucht, Ohnmacht und andere, unschöne Gefühle erzeugt. Und das nennt man dann „Liebe“. „Weil Liebe ja schmerzhaft sein muss“.



Wie heißt es: „Ich brauche dich“ ist das Gegenteil von „Ich liebe dich“.



Ein guter Zeitpunkt, um anzufangen, für sich und seine Probleme Eigenverantwortung zu übernehmen und nicht darauf zu hoffen, dass das jemand anders für einen tut (professionelle Hilfe nicht mit inbegriffen).

Samstag, 23. Mai 2015

Meine Freiheit, deine Freiheit

Ich wünsche euch allen ein schönes Pfingstwochenende. Seid voller Muße und genießt eure freie Zeit.

Hier noch ein kleines Schmankerl von dem großartigen Georg Kreisler, welchen ich erstaunlicherweise bis vor ein paar Tagen noch gar nicht kannte. Gottseidank konnte ich diese Bildungslücke schließen.


Donnerstag, 21. Mai 2015

Lieber Arbeitgeber...

ist es zu viel verlangt, mir eine Absage in ganzen Sätzen zu schicken? Dieser Telegrammstil kam der Entsprechung einer Maschinengewehrsalve gleich. Nun erwarte ich ja keine näheren Erklärungen und auch kein Bedauern deinerseits, mich nicht beschäftigen zu können. Was ich allerdings schon erwarte, ist die Beherrschung der schriftlichen Korrespondenz im beruflichen Kontext. Da du dich offensichtlich in der Verlegenheit befindest, nicht den blassesten Schimmer davon zu haben, empfehle ich die Anschaffung des Dudens

Briefe und E-Mails gut und richtig schreiben: Musterbriefe und Korrekturzeichen nach DIN; Hinweise für das Maschinenschreiben.

Zu einer professionellen Absage gehört beispielsweise die persönliche Anrede. Ja, auch Bewerber haben einen Namen und den darf man ruhig verwenden. Und nein, das ist nicht Whatsapp. Auch mag es sein, dass die Hektik des modernen Arbeitslebens ihren Tribut fordert und es dir deshalb nicht gelungen ist, die Leertaste zwischen den einzelnen Worten zu drücken. Möglicherweise hat die Taste auch geklemmt, weil du deinen fünften Kaffee darüber geschüttet hast. Trotzdem würde ich es nett finden, wenn du dir in Zukunft dafür die Zeit nehmen oder wahlweise eine neue Tastatur kaufen würdest. Oder schickst du solche E-mails und Briefe auch an deine Kunden raus?

Ebenso ist noch niemandem einen Zacken aus der Krone gebrochen, der der Verwendung von Interpunktion einen gewissen Stellenwert einräumt. Außerdem möchte ich mal den Typen treffen, der ernsthaft verbreitet hat, dass die Abkürzung MfG eine angemessene Grußformel ist. Da kann ich auch gleich: Leck mich am Arsch schreiben. Aber dies wäre vermutlich zu lang.

Meine Bewerbungen mögen nicht immer perfekt sein. Manchmal schleicht sich auch der eine oder andere Fehler ein. Trotzdem gebe ich mir Mühe. Aber das ist ja schließlich selbstverständlich, wirst du dir gerade denken. Nur dir scheint einiges nicht selbstverständlich zu sein. Leider bist du nicht der einzige, der mir solche Mails schickt.


Vielen Dank für dieBewerbung
Arbeitsplatz fürBürohilfskraft ist vergeben.
Mfg [der Arbeitgeber]

Dienstag, 19. Mai 2015

Jeder ist seines Glückes Schmied - (Un-)sinnsprüche



Irgendwie habe ich Sprichwörter noch nie gemocht. Als Kind hatte ich ein dunkelblaues Poesiealbum mit einer Pfauenfeder vorne drauf. Schon da konnte ich mit den Sinnsprüchen wenig anfangen. Trotzdem war ich beleidigt, wenn meine Mitschüler nicht reinschreiben wollten. Das war noch vor Instagram- und Facebook-Likes.
Das Problem an Sprichwörtern und Sinnsprüchen ist, dass sie wie eine goldene Münze sind. Sie haben immer zwei Seiten. Auf den ersten Blick spiegeln sie scheinbar die allgemeingültige Wahrheit einer ganzen Gesellschaft, vielleicht sogar der ganzen Menschheit wider. Aber auf den zweiten Blick sind sie bloß großer Mist, der nicht so ganz durchdacht ist. Lebensweisheiten to go. Nur leider gibt es Einsicht und Weisheit nicht am Drive-In.
by preussischer Widerstand
Ein besonderer Lieblingssatz von mir ist: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Hmm. Das klingt toll. So voller Selbstwirksamkeit und Möglichkeiten. Ich muss nur wollen und mich richtig anstrengen, dann kommt das Glück auf Engelsflügeln zu mir angeflogen.
Diese Aussage berücksichtigt nur nicht, dass im Leben nicht alles planbar und kontrollierbar ist. Sie unterschlägt einfach die Möglichkeit, dass ich trotz aller Anstrengung scheitern kann. Und dann? Ja, dann bin ich selber schuld.
Menschen, die achselzuckend an mir vorbei gehen und in einem gleichgültigen Ton zu mir sagen: Jeder ist seines Glückes Schmied, sind in meinen Augen asozial. Sie entziehen sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung.
Natürlich ist es unbestritten, dass wir Menschen die Verantwortung für unser Leben übernehmen sollten. Obwohl es manchmal auf den ersten Blick schwer erscheint, so ist es doch für das persönliche, wie auch für das Glück der anderen sehr lohnenswert, diese Mühe auf sich zu nehmen. Aber zum einen kann ich dann die Frage stellen: Was ist Glück, wie es auch Pasota hier schon getan hat. Und die zweite Frage, die direkt im Anschluss auftaucht, ist die, wie sehr ich es überhaupt festhalten kann. Schließlich ist alles Glück ziemlich flüchtig. Oder ist es schon einmal irgendwem gelungen, auch nur einen Moment festzuhalten? Zufriedenheit wäre da schon das realistischere Ziel.
Aber gut. Wie heißt eine andere „Lebensweisheit“ so schön: Das Leben ist kein Ponyhof. Und ein Wunschkonzert schon gar nicht.

Montag, 11. Mai 2015

Generation Y



Die ominöse Generation Y. Viel zitiert, viel kritisiert, oft gefeiert. Welche Altersgruppe sie genau abdeckt, wird in den Quellen unterschiedlich angegeben. Manchmal gehöre ich mit meinen knapp über 30 noch dazu, manchmal werden nur die aktuellen Twentysomething dazu gezählt. In einem Wikieintrag ist die Rede davon, dass es sich dabei um die Personen handelt, die zwischen 1990 und 2010 Teenager gewesen sind. Dort werden sie auch als Millennials, also als Jahrtausender bezeichnet, die Zeit, zu der ich ungefähr mein Abitur abgelegt habe.
via Pinterest
Um es mal vorweg zu nehmen: Diese Schubladen, in die man ganze Generationen reinstopft, mit dem Stempel versehen: „Puh, jetzt hat das Kind einen Namen“, halte ich für absoluten Schwachsinn. Ich glaube nicht, dass man eine ganze Generation über einen Kamm scheren kann. Sicher gibt es Tendenzen, aber da erschöpft es sich auch schon. Was ich allerdings schon beobachten kann, sind reale gesellschaftliche Entwicklungen, die eine junge Generation beeinflussen.
Nun habe ich nicht ellenlange Fachliteratur zum Thema Generationen Y gelesen. Meine Kenntnisse beschränken sich auf ein paar Artikel aus der Zeit und dem Spiegel. Doch diese haben gereicht, um mich völlig irritiert zurück zu lassen. Oft konnte ich da nur denken: „Wow! Solch einer super selbstbewussten, total selbstkritischen, unerhört leistungsfähigen und unfassbar flexiblen  Generation, die sich die Jobs aufgrund des Fachkräftemangels quasi aussuchen kann, gehöre ich also an?!“ Unsere Generation strebt Work-Life-Balance und Selbstverwirklichung an. Selbstoptimierung ist wie eine zweite Haut für uns. Uns sind feste Arbeitsverhältnisse nicht mehr so wichtig, dafür aber umso mehr das Feedback des Chefs, natürlich auf Augenhöhe. Ständig sind wir kompromisslos auf der Suche nach dem großartigen, sinnstiftenden Job und gleiten so mühelos direkt nach dem Studium in eine Führungsposition. Nur seltsam, dass dieses heroische Bild, welches da gezeichnet wird, absolut und auch rein gar nichts mit meiner Lebenswirklichkeit zu tun hat.
Meine Realität sieht nämlich so aus, dass ich in einer Maßnahme vom Arbeitsamt zwischen Architekten und Psychologen, Lehrern und Sozialpädagogen sitze und wir dürfen uns u.a. einen ganzen Tag lang etwas über die richtige Ernährung und das richtige Maß an Bewegung anhören. So als Hartzer hängt man ja schließlich nur den ganzen Tag auf der Couch rum und glotzt RTL, während man sich den Schritt krault.
Für die meisten in meinem Umfeld gestaltet sich der Berufseinstieg ziemlich schwierig und wenn sie es denn schaffen, schleppen sie sich von einer Befristung in die nächste. Die Familiengründung muss da natürlich hinten angestellt werden. Ohne halbwegs vernünftige Planungssicherheit sind Kinder schon ein Schritt, den man sich überlegen sollte.
Aber wenn sich Paare trauen ein Kind zu bekommen, ist zumeist die Mutter gezwungen daheim zu bleiben. Es ist schon Pech, wenn die dritte Befristung ausläuft und sie damit direkt in die Arbeitslosigkeit katapultiert wird. Doch die Uhr tickt, das Leben wartet nicht. Einen neuen Job zu finden wird dann oft schwerer, weil es wiederum an Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder fehlt. Aber selbst wenn diese gegeben sind, ist so mancher Chef trotzdem noch nicht ganz überzeugt. Schließlich warten 200 andere Bewerber, ohne Kinder, mit mehr Berufserfahrung und einem besseren Abschluss in Arschkriecherei.
Der oft eingetrichterte Glaubenssatz man müsse nur hart genug arbeiten, dann könne man zu Wohlstand gelangen, ist doch schon lange eine Illusion. Auch Selbstverwirklichung hat bei vielen längst nicht mehr die höchste Priorität. Reduziert auf eine betriebswirtschaftliche Kennziffer geht es eher darum, von der Arbeit überhaupt leben zu können. Auch wenn es ein bisschen emotional klingt, kommt es mir oft so vor, als ob die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden.
In diesem Zusammenhang höre ich oft den Vorwurf der Alten, wir würden nicht mehr genug auf die Straße gehen, nicht mehr rebellieren und demonstrieren. Schnell wird das romantische Bild von irgendwelchen beziehungsunfähigen 68ern ausgegraben. Dabei hängen die längst fett und satt in irgendwelchen Chefsesseln. Der Geist der 68er ist tot. Wir haben heute andere Probleme, für die wir andere Lösungen brauchen.
Der Unmut wächst. Wenn man nicht völlig blind ist, kann man das durchaus beobachten. Ich möchte nur an Occupy Wall Street, We are the 99% oder Blockupy erinnern. Mir kam das schon wie Protest vor. Ebenso möchte ich an dieser Stelle auf das Haus Bartleby hinweisen, dass ihr auch links in unserem Blogroll findet. Zusammen mit dem Club of Rome haben sie das Kapitalismustribunal eingerichtet, indem es jedem frei steht eine (reale) Klage einzureichen, die vor dem Wiener Gerichtshof im November verhandelt werden soll. Näheres findet ihr hier. Ob es etwas bewegen wird, bleibt abzuwarten. All dies sind Prozesse, die nicht von heut auf morgen greifen. 

Gute Nacht.

Montag, 4. Mai 2015

Still in einer extrovertierten Welt




Extrovertierte Menschen sind mir immer suspekt gewesen. Von Kindesbeinen an waren mir Partys oder Festivitäten, wo die Erwachsenen mit geröteten Wangen schrill und laut lachten und sich stundenlang unterhalten konnten, seltsam fremd. Als Teenager fiel es mir schwer, mich am Unterricht zu beteiligen. Wenn der Lehrer Fragen stellte, brauchte ich eine Weile um meine Gedanken zu sortieren und schwupps – hatte sich in der Zwischenzeit schon ein anderer Schüler gemeldet, dessen Aussagen zwar nicht besonders gehaltvoll, dafür aber unendlich ausschweifend waren. Lange Vorträge, auf Kommando sich präsentieren waren nie mein Ding. Ich brauche Vorbereitungszeit. Trotzdem war ich von meinem Wesen her mein Leben lang selbstkritisch und habe alles hinterfragt. Über die Jahre habe ich ein gutes Auge für Details entwickelt. Denn während die anderen herumgeplappert haben, habe ich meine Umgebung beobachtet. Es versteht sich daher von selbst, dass ich tiefsinnige Gespräche oberflächlichem Smalltalk vorziehe. Leider ist das nicht immer ein Vorteil, um neue Leute kennen zu lernen.
In einer lauten Welt, wo ausschließlich Leistung, gepaart mit Schnelligkeit zählen und angeblich zum Erfolg führen, ist es oft nicht einfach sich entsprechend zu behaupten und deutlich zu machen, dass dieses Verhalten nicht der einzige Weg ist. 

Vor einigen Monaten fiel mir ein Buch in die Hände, mit dem Titel „Die Macht der Introvertierten“ von Marti Olsen Laney. Ich gebe zu, dass mir das Etikett der Introversion früher eher wie ein Makel vorkam. Bei introvertierten Menschen denkt man an Mathe-Nerds mit Nickelbrille, die schüchtern und langweilig in der Ecke stehen, weil ihre sozialen Kompetenzen bei dem letzten Computerspiel endgültig verkümmert sind. Oder man denkt an die kleine Bibliothekarin, die in ihrem grauen Pullover und einem Dutt hinter dem Schalter sitzt und liest. Selbst ich ertappte mich oft bei dem Gedanken und wollte bloß nicht in solch eine stereotype Schublade gesteckt werden. Also versuchte ich mich anzupassen. Schließlich wollte ich nicht als langweilig gelten. Aber das verbraucht mehr Kraft, als es gibt.
Die Lektüre des Buches von Olsen Laney hat mir aber die Augen geöffnet. Seither kann ich mit diesem Thema entspannter umgehen und möchte an dieser Stelle alle Introvertierten ermutigen zu ihrer Wesensart zu stehen. Sie ist nämlich toll!
Als ich mich mit diesem Thema weiter beschäftigte, stolperte ich bei meiner Recherche auch über introvertierte berühmte Persönlichkeiten. Menschen wie Charles Darwin, Woody Allen, Clint Eastwood, Angela Merkel und sogar Barack Obama waren und sind introvertiert.

Hier ein paar Fakten über Introvertierte:

  1. Introvertierte stellen ein Viertel der Weltbevölkerung. Es gibt dazu folgende Erklärung: Extrovertierte schreiten schneller zur Tat und kommen rascher mit anderen Menschen in Kontakt. Doch sie bleiben dabei auch mehr an der Oberfläche und durchdenken die Dinge nicht immer so tiefgehend. Introvertierte dienen hier als Berater und Denker, die Projekte und Dinge langfristig vorbereiten. Da es aber für die aktive und konkrete Umsetzung mehr Menschen benötigt, als für die Planung, gibt es auch entsprechend mehr Extrovertierte.
  2. In den seltensten Fällen ist ein Mensch weder ausschließlich extrovertiert noch introvertiert. Die Tendenzen und Grenzen sind da genauso fließend, wie bei allen anderen Charakterausprägungen auch. 
  3. Introvertierte sind grundsätzlich nicht ungesellig. Sie genießen und schätzen Gesellschaft und nette Leute wie jeder andere auch. Allerdings brauchen sie dafür keine riesigen Partys. Eine Gruppe von netten, vertrauten Leuten tut es genauso gut.
  4. Introvertiertheit hat weder etwas mit sozialer Phobie, noch mit Schüchternheit zu tun. Wobei Introvertierte natürlich trotzdem darunter leiden können. Extrovertierte allerdings auch. 
  5. Introvertiert oder Extrovertiert - diese Veranlagung ist angeboren. Doofe Sprüche von Eltern oder Lehrern, wie "Reiß dich mal zusammen" oder "Geh doch mal mehr aus dir heraus." helfen da herzlich wenig.
  6. Introvertierte unterscheiden sich in ihrer Art von Extrovertierten, wie sie Energie verbrauchen und wieder aufladen. Während extrovertierte Menschen ihre Lebenskraft daraus ziehen von möglichst vielen Menschen umgeben zu sein und sich mit ihnen auszutauschen, verbrauchen Introvertierte auf diese Art eher Energie. Um neue Kraft zu tanken brauchen sie daher häufiger auch mal Ruhe und genau dies sollte man auch respektieren.

Das Thema könnte ich sicherlich noch weiter vertiefen. Aber ich belasse es erst Mal an dieser Stelle dabei. Vielleicht mag sich ja jemand outen? ;)