Donnerstag, 30. April 2015

Fachkräftemangel oder wie wir veräppelt werden

Fachkräftemangel ist für mich das Reizwort schlechthin. Immer wieder schwirrt es in meinen Ohren und lange habe ich nicht begriffen, in welcher Branche und wo dieser Mangel genau herrschen soll. 

Hier mal ein Beitrag dazu, ohne großen Kommentar meinerseits. Ich hätte es ohnehin nicht besser recherchieren können. Meiner Meinung nach, ist er absolut schlüssig und desillusioniert doch so einige deutsche Glaubenssätze. Ich kann nur empfehlen diese knappe Stunde zu investieren. Billige Arbeitskräfte ist hierbei das Zauberwort:

 

Sonntag, 26. April 2015

Wenn ich an Gott glauben könnte


Wenn ich an Gott glauben könnte, dann wäre sehr vieles einfacher. Vorallendingen einfacher zu ertragen.

Ich müsste keine Angst mehr vor dem Tod haben, denn ich wäre mir gewiss, dass im Jenseits für mich gesorgt wird.

Ich müsste mir nicht fast täglich die Frage stellen, was der Sinn eines/ meines Daseins ist.

Ich könnte jeglichen Unbill und Krisen des Lebens leichter ertragen und meistern, ohne fortwährend daran zu zweifeln, wie und warum ich das überhaupt tun sollte.

Ich könnte Rituale und Strukturen folgen, die meinem Leben und der Zeit im Allgemeinen einen festen Rahmen geben.

Ich hätte Hoffnung und Mut und Zuversicht in Bezug auf die Zukunft.

Ich würde glauben zu wissen, wo mein Platz ist.


Leider ist Glaube keine Entscheidung, sondern Überzeugung. Und mich aus ichbezogenen Motiven heraus einer Selbsttäuschung hinzugeben und mir den Glauben einreden...das kann ich nicht, das will ich nicht. Auch wenn ein nicht geringer Teil von Angehörigen einer Religionsgemeinschaft scheinbar genau das kann und will. 


Es macht das Leben einfacher. Ich kann sie verstehen.

Donnerstag, 16. April 2015

Onkel Mehmet und das Hartz-IV-Gemüse





Eins mal vorweg. Das Foto oben ist eine Fälschung, eine ganz billige Montage. Das ist natürlich kein echtes Biogemüse. Schließlich bin ich arbeitslos. Ungespritztes Gemüse, frei von Pestiziden und Giften, angebaut ohne Gentechnik und ohne die Ausbeutung von Polen, Marokkanern oder Rumänen – das fängt erst bei der besseren Mittelschicht an.

Trotzdem wollte ich mir nach einer weiteren fruchtlosen Woche voller Bewerbungen und noch mehr Absagen etwas Gutes tun und stapfte in ein kleines, alternatives Bio-Vegan-Buffet-Irgendwas-Restaurant. Ich wählte den kleinen Teller, den ich mir dann randvoll mit Blumenkohl, Kartoffeln, Paprika und Erdnusssauce auftürmte. An der Kasse traf mich dann der Schlag. „7,90€, bitte.“ So mancher Fleischesser hätte sich längst darüber beschwert, dass er für solch eine Beilage niemals so viel Geld zahlen würde. Doch ich wusste, ich kaufe weit mehr als nur Gemüse. Trotzdem musste ich schlucken. Vor nicht einmal knapp 2 Jahren gab es diesen Teller nämlich noch für 5,90€.
Aber ehe sich die obligatorischen Schuldgefühle einer Hartz IV-Empfängerin, die sich auf Staatskosten Biogemüse leistet, überhaupt hoch kommen konnten, beschloss ich lieber, es achtsam zu genießen. Man möchte ja meinen, dass um mich herum nur Hipster, Ökos und stillende Latte Macchiato-Mütter gesessen hätten. Doch weit gefehlt. Im Augenwinkel sah ich die schwarzen Reihen von Anzugträgern und mir wurde klar, dass Bio längst bei den Bürohengsten aus den umliegenden Anwaltskanzleien und Banken angekommen ist.

Wahrscheinlich wäre es für mich billiger, mich von Ja-Mortadella, einem Kilo Palmfett, Gummibärchen, Weißbrot und Ja-Frühstückskorn zu ernähren, als von Obst und Gemüse. Leider bekomme ich es da aber doch schnell am Magen. Doch Gott sei Dank habe ich einen Onkel Mehmet-Laden, wie wir liebevoll unseren türkischen Gemüsehändler in unserem Stadtteil nennen, in unserer Nähe. Ohne ihn könnte ich meine Gier nach Gemüse gar nicht stillen. Trotzdem bereitet es mir schon ein komisches Gefühl in der Magengegend, wenn man Anfang April ein 500 g-Päckchen Erdbeeren für 0,49 € kaufen kann. Der Händler greift in die Kiste und raschelt mit der Plastikverpackung der Erdbeeren. „Kaufen, billig, billig“, brüllt er dabei, als würde er ein buddhistisches Mantra wiederholen. In solchen Momenten bekomme ich doch Hemmungen zu zugreifen. Ich mache mir nichts vor. Irgendwoher muss dieser Preis kommen. Oder der Kram ist irgendwo vom Laster gefallen.

Noch zu meiner Studentenzeit habe ich das Buch „Arm, aber Bio“ von Rosa Wolf gelesen. Die Autorin, zu dieser Zeit selbst arbeitslos, wagte das Experiment, sich allein von dem schmalen Hartz-IV-Satz komplett biologisch zu ernähren. Neben Spar- und Rezepttipps, erzählt sie, wie sie die Hürde der Verköstigung ihrer Gäste meistert. Denn eines ist mal klar: es ist sehr, sehr mühsam, sich streng aus biologischem Anbau zu ernähren. Sie verbringt viel Zeit damit, Angebote zu vergleichen und fährt auch mal bis ans andere Ende der Stadt, wenn dort günstige Angebote zu ergattern sind. Die Abwechslung auf dem Teller ist nicht gerade groß. Viele Produkte fallen sogar ganz weg, wie Kaffee oder Fleisch. Dennoch zieht sie das Fazit, dass es möglich ist, wenn auch unter großem Verzicht und Einschränkung.

http://www.hartziv.org/regelbedarf.html

Die kleine Tabelle hier zeigt, dass einem Hartz IV-Empfänger in der Regel 141,65€ monatlich für Nahrung und alkoholfreie Getränke zur Verfügung stehen, also 4,57€ pro Tag. Lustigerweise decken sich die 7,90€, die für Gaststättendienstleistungen vorgesehen sind, genau mit dem Preis für meinen Bio-Buffet-Exzess. Wenn das mal kein Zufall ist. Und auch wenn es nichts mit dem gegenwärtigen Thema Ernährung zu tun hat, beachte man bitte auch die satten 1,52€, die einem für Bildung zustehen. Bin ich froh, dass ich eine Büchereikarte habe. Aber wenn ich fleißig spare, kann ich mir auch in 40 Monaten einen Sprachkurs bei der VHS leisten. Aber das nur by the way.

Gibt es eigentlich noch diese Rewe-Aktion? Man konnte für 5 Euro eine Tüte mit Lebensmitteln kaufen, die Rewe dann an die Tafel gespendet hat.
Zuerst war ich sehr angetan von dieser Idee. Ich dachte sogar daran, dabei mitzumachen. Doch als ich in die Tüte hineinsah, war der Anblick für mich doch mehr als ernüchternd. Ich wusste gar nicht, was mich mehr störte. Dass dieses Armenklischee vom Spaghettiesser mit Tomatensauce so stark bedient wurde oder dass es sich um die freudlosesten Lebensmittel handelte, die ich je gesehen habe. Soweit ich mich erinnere, befanden sich in der Tüte Spaghetti, Pilze aus dem Glas, Sonnenblumenöl, passierte Tomaten, Zucker und Kamillentee. Ich kann mir jetzt wirklich nichts drögeres vorstellen als Kamillentee. Den trinke ich maximal, wenn ich Magenbeschwerden habe.
Schließlich entschied ich mich gegen den Kauf dieser Tüte, weil ich dachte, dass selbst Hartz-IV-Empfänger sich diese langweiligen Grundnahrungsmittel leisten können.

Aber nicht, dass ich hier noch falsch verstanden werde. Ich schätze durchaus, wenn Leute oder Unternehmen sich engagieren, abgeben, teilen und sich Gedanken machen, wie man Gutes tun könnte. Aber Zucker und weißes, wertloses Mehl sind nicht gerade das, was ich unter gesunder Ernährung verstehe. Ich weiß echt nicht, wann das passiert ist, aber während Steckrüben und Pastinaken früher die Nahrung armer Leute waren, sind sie heute zu dem Trendessen einer sehr gesundheitsbewussten und wohlsituierten Schicht avanciert. Wer kann sich sonst auch Pastinakenschaum an Seebarsch leisten.

Ich wäre ja mal dafür, dass Schulspeisung eingeführt wird. Natürlich nicht gesponsert von Mäcces oder der GmbH für halbgare Notlösungen, sondern ich denke an wirklich gesundes Essen. Und nicht nur für die Kinder reicher Eltern, sondern für alle Kinder. Aber ach nee, da war ja was. Ernährung ist ja Privatsache der Eltern. Also in einem abgesteckten Rahmen. Denn für arme und einkommensschwache Eltern gilt nach wie vor die Regel: Gegessen wird, was dir die mildtätigen Mitmenschen vorsetzen. Da darf dann auch mal eine Träne der Rührung weggedrückt werden, wenn man den ganzen Monat Kamillentee und Nudeln essen darf. Ist eh der Situation angemessener und zudem besser für die Figur. Dann werden die ganzen frechen Blagen auch nicht so fett.


Samstag, 11. April 2015

Das Leben durch die Kameralinse- oder die Sucht nach der Archivierung der Gegenwart


Manchmal glaube ich, es wäre das Beste, wenn man alle Mobilfunkgeräte mit Kamerafunktion dieser Erde in einem gigantischen Vulkan auf einer Südseeinsel einschmelzen würde. Das einzige Gute an ihnen ist, dass sie mir innerhalb weniger Minuten offenbaren, von welchen meiner Mitmenschen ich lieber Abstand halte. 

Denn es geht mir auf den Sack: das dauernde, inflationäre Fotografieren und darauffolgende Zurschaustellen von Nichtigkeiten, Banalitäten, Alltagskinkerlitzchen. Es gibt keine gesellschaftliche Aktivität mehr, bei der nicht jedes verdammte Detail mit der Kamera festgehalten werden muss. Die eigene Hackfresse, die Hackfressen der Freunde und Über-drei-Ecken-Bekannte, der Eisbecher Pinocchio, der Sanifair-Bon von der Autobahnraststätte, der Caipirinha am Strand. Jeder einigermaßen schöne Moment, der passiert, muss dokumentiert werden. Ich will gar nicht wissen, wieviel Zauber und Besonderheit eines Sonnenuntergangs, einer Stimmung auf dem Konzert, einer Mahlzeit mutwillig dadurch zerstört werden, dass fortwährend eine Pose eingenommen oder das vorteilhafteste Motiv gesucht und gegebenenfalls konstruiert werden muss. 

Woher kommt diese Obsession, das eigene Leben minutiös archivieren zu wollen? Und damit die Gegenwart sofort in die Vergangenheit zu verwandeln? Vielleicht will man sich und dem erwartungsfreudigen Publikum in sozialen Netzwerken beweisen, was für ein abwechslungsreiches und erfülltes Leben man führt. Oder grassiert etwa die Angst, wie ein Demenzkranker sofort wieder alles zu vergessen? Möglicherweise braucht man die Bilder, um glauben zu können, dass man die Situation tatsächlich erlebt hat. 

Da beißt sich die Katze in den Schwanz: würde man nicht dauernd das Smartphone im Anschlag haben, würde man den gegenwärtigen Ist-Zustand bewusst wahrnehmen, ihn genießen, auskosten, in sich aufsaugen und in der eigenen Erinnerung behalten. Stichwort Achtsamkeit

Beim eifrigen Versuch, alles Sehenswerte einzufangen und ja nichts zu verpassen, verpasst man das Wichtigste, nämlich die Sache selbst. Und wofür beschneidet man freiwillig seine Lebensqualität? Damit man schon in zwei Wochen nostalgisch von den vergangenen Geschehnissen schwärmen kann, die man erlebt (oder besser gesagt nicht erlebt) hat. Damit man für ein paar billige Seelenstreichler-Likes sich selbst und anderen beweisen kann, wie vermeintlich toll und interessant das eigene Dasein ist.



So, genug mit Aufregen. Ich gehe jetzt Snake spielen. Auf meinem Nokia 3410.

Samstag, 4. April 2015

Ich will kein Glückssklave sein!


Beschäftigt man sich mit Selbsthilfebüchern, psychologischen Ratgebern und Magazinen, die sich der Thematik einer "bewussteren" Lebensführung widmen, gibt es quasi nur eine Hauptmessage, die die genannten Medien vermitteln:

Egal was ist, Hauptsache du bist glücklich! Befreie dich von Allem, was dich unglücklich macht! (Und wenn du das nicht schaffst, ist dein Leben verwirkt!)

Das ist ja auch super, glücklich sein als oberste Priorität; das hört sich wirklich nach einem lohnenswerten Ziel an. Und sich selbstbewusst und eigensinnig über die inneren und äußeren Widerstände, die das Erreichen des Ziels verhindern, hinwegzusetzen, klingt auch toll nach einem selbstbestimmtem Leben. 

ABER dieser Vorsatz, unbedingt glücklich werden zu müssen, baut so einen unglaublich Druck auf. Ich finde, dieser Druck fühlt sich mindestens genauso drangsalierend und belastend an wie der handelsübliche Leistungsdruck, den man aus der Schul- und Arbeitswelt kennt. Klar will ich glücklich sein, wie der Großteil meiner Mitmenschen das auch will. Doch was wartet am Lebensende auf einen, wenn man es trotz aller Strampeleien letztendlich nicht geschafft hat, sein Ziel wenigstens für einen kurzen Zeitraum zu erreichen? 

Reue, Selbstvorwürfe, Bitterkeit und das Wissen, dass es das nun endgültig ist und man seine kostbare Erdenzeit unwiederbringlich verspielt hat. Es sei denn, man gehört zu den bewundernswerten Leuten, die gelernt haben, bedingungslose Selbstannahme und radikale Akzeptanz der geschehenden Dinge zu praktizieren.

Was mich persönlich so fertig macht ist die mantraartig eingebläute Alternativlosigkeit des Lebenssinns "glücklich sein". Wenn man sich allgemein mit dem Thema eines nonkonformistischen Lebensentwurfes auseinandersetzt, sei es nun in Hinblick auf Aussteigertum, Esoterik, Selbstversorgung, Veganismus oder Karriereverweigerung, läuft alles darauf hinaus, dass du auf jeden Fall deine Energie ins glücklich werden/sein investieren musst. Denn sonst wirst du ein innerlich toter Sklave, der mechanisch arbeitet und konsumiert, wie es von ihm verlangt wird.

Das finde ich einen sehr richtigen, wegweisenden Ansatz! Dennoch ist es beschissen, dass die Angst vor den Konsequenzen bei Nichtbeachtung der "Glücksmaxime" genauso quälend ist, wie die gegensätzliche Angst, seine Sklaven-Position in der Leistungsgesellschaft nicht aufrecht erhalten zu können.

Vielleicht können wir festhalten: Glück ist gut und Druck ist scheiße. Der Druck erstickt jeden potenziellen Funken Glück im Keim. 

Also, sich vielleicht einfach mal in den Moment fallen lassen und nicht so viel über Glück nachgrübeln.

Mittwoch, 1. April 2015

April! April!



Dies ist für die Freunde des feinen Humors unter uns:

Ein Kapitalist, ein Bildzeitungsleser und ein Asylbewerber sitzen um einen runden Tisch herum. Sie starren auf einen Teller mit 10 Keksen. Schnell nimmt sich der Kapitalist 9 Kekse und beugt sich zu dem Bildzeitungsleser hinüber. Verschwörerisch flüstert er ihm ins Ohr: "Pass bloß auf. Sonst nimmt dir der Asylbewerber deinen Keks weg!"